Ich möchte von den Dingen die ich sehe
wie von dem Blitz
gespalten werden
Ich will nicht dass sie vorüberziehen
farblos bunte
sie schwimmen auf meiner Netzhaut
sie treiben vorbei
in die dunkle Stelle
am Ende der Erinnerung
(Hilde Domin: "Wunsch")
Das Wochenende zwischen Regen und Sonne. Von einer Minute zur nächsten wird es dunkel im Zimmer, es regnet in geraden Linien auf Paris hinunter. Einige Minuten später wird es wieder hell. Ich habe viel zu lesen, viel Stoff durchzuwälzen. Masterarbeit. Ich steige wie auf Treppen hinab, immer tiefer in die Materie. Neue Räume öffnen sich. Alles weite Felder. Und es reizt mich, das alles zu erfahren. Selbst für das kleine Druckgefühl durch Zeitvorgabe und eigene Erwartungen bin ich dankbar, denn es macht mir Beine. Ich mache Sprünge.
Das ist das eine. Das andere ist, immer wieder mal aufzuschauen vom Tagewerk. Die Augen aufzumachen, die Dinge zu betrachten, zu denken: Ich will nicht dass sie vorüberziehen. Ich will die Stunden bremsen, wenn sie als Herde plötzlich schneller über den Berg ziehen und den Tag unter ihnen kleinmachen. Schon wieder Abend. Deswegen halte ich, so oft ich kann, fest, was sich zwischen wechselndem Licht, ziehenden Stunden, Gemütszuständen und Wortwechseln an guten Dingen aufsammeln lässt...
Oben: Einen kleinen Stapel Lesestoff habe ich aus Deutschland mitgebracht. Ich weiß wie immer nicht, wo hinein ich mich als erstes vertiefen soll. Da ist dieses Büchlein über die Kürze des Lebens, über Zeitverschwendung und das Ideal der Seelenruhe. Ich freue mich auch auf diese Pariser Spaziergänge und hoffe dabei neue Ecken zu entdecken und Anekdoten zu erfahren. Zwischendurch geht immer ein wenig Lyrik... zum Beispiel dieses Bändchen mit erwünschtem Fernweh-Nebeneffekt.
Unten: Beste Zeit, Frühstückszeit | Blicke aus der Nachbarswohnung auf die andere Hälfte von Paris: Fenster & Menschen darinnen (ich liebe es, zu erahnen, wie sie gerade kochen oder telefonieren). Eiffelturm, Wächter über die Stadt, bei grauem Wetter sehr grau.
Rue Vavin, diese Straße sieht mich täglich. Und täglich gehe ich an dieser Explosion an Blumen und Düften vorbei, die eine Floristin vor ihrer Boutique ausstellt. Es ist das einzige Geschäft, das in der Straße auch noch bis abends um 9 geöffnet ist. Schließlich kommt es nicht selten vor, dass ein Monsieur seiner Dame zum Diner zur späten Stunde noch einen Strauß besorgen muss.
Das ist ein Fest für alle Sinne. Oft sehe ich die junge Inhaberin auf dem Gehweg hier und da ein paar Töpfe arrangieren oder die zerbrechlichen Blüten bei Regen mit Folie überdecken. Dann verschwindet sie wieder in ihrem dunklen, kleinen, tropisch duftenden Geschäft hinter einer Theke. Eine schönere Leidenschaft könnte sie nicht haben.
Mit diesen Bildern im Sinn gehe ich in eine neue Woche. Ich will in vielem vorankommen, habe gleichzeitig Ideen zu Unternehmungen in Paris im Kopf und hoffe, einiges davon in nächster Zeit zusammengeflochten zu bekommen...
Eine gute Woche euch allen!
Ja, die Blumenläden... Ein paar Euro´s sind heute in einem Blumenladen geblieben.
AntwortenLöschenIch habe ein paar Geranien für das alte Fahrrad aus der Altmark gekauft. Blumen können soviel erzählen...
Bald steht das alte Fahrrad als Dekoobjekt im Garten. Es macht Spaß alte Sachen zu neuem Leben zu erwecken und dann zu inszenieren.
Liebe Grüße B.
ich liebe es wie deine gedanken über den bildschirm springen.
AntwortenLöschensich in worte verwandeln und eindrücke bei dem der sie findet hinterlassen.
wunderbar. irgendwie.
die bilder dazu. großartig. passend.
hab eine gute zeit. die manchmal stehenbleibt. wenn auch nur gefühlt.
liebgruss
eni
... hab so vielen lieben dank!
LöschenIch liebe deine französischen Bilderfluten und die Lyrik dazu.
AntwortenLöschenIch wünsche dir auch noch eine schöne Woche! - Casey