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Mittwoch, 29. April 2015

EINE HANDVOLL KULTURTIPPS FÜR PARIS


Das letzte Wochenende war eines mit viel Regen und Spaziergängen in den trockenen Stunden dazwischen. Ich hatte Besuch von meiner lieben Freundin T (mein letzter Besuch bei ihr – klick – liegt schon wieder Monate zurück).
Zusammen zogen wir durch Pariser Ecken, in die es mich im Alltag sonst selten führt. Auf unserem Weg lag zum Beispiel das umgestaltete, wiedereröffnete Picasso-Museum im Marais-Viertel. Das letzte Mal war ich dort vor sechs Jahren, als meine Schwester und ich fünf Tage zusammen in Paris verbrachten und uns in gefühlt sämtlichen Pariser Kunstmuseen die Füße wund liefen.
Am Samstag Abend huschten T und ich auch noch durch die aktuelle Ausstellung im Musée du Luxembourg: Die Tudors. Wieder etwas gelernt und dieses schöne (aber teure) Museum direkt am Jardin du Luxembourg beehrt. 
Ansonsten gab es heiße Schokolade im Café mit Blick durch verregnete Scheiben auf leergefegte Straßen, Busfahrten, ein Picknick an der Seine, einen Film im Kino, undzwar "Caprice", herrlich leicht, amüsant und ironisch und für alle, die kein Französisch verstehen: Er kommt bestimmt auch bald in die deutschen Kinos.

Auf meiner Wunschliste für nächste kulturelle Spaziergänge stehen außerdem:

• die Gustav Klimt-Ausstellung in der Pariser Pinacothèque 
•  einen zweiten Besuch im idyllischen, kleinen Zadkine-Museum (Eintritt frei). Zadkine war ein Bildhauer, der in unserer Nachbarschaft lebte und arbeitete. Frédéric, der Vermieter unserer Wohnung, ist ihm als Kind häufig im Viertel über den Weg gelaufen, erzählte er kürzlich.
•  Was ich mir unheimlich romantisch vorstelle ... Ein Dinner zu zweit auf einem Bateaux Mouche, während draußen die Seine-Ufer vorbeiziehen. Wenn wir das mal machen sollten, werde ich hier darüber schreiben!

Und wer einen kurzweiligen, unaufgeregten Roman sucht, der lese Milan Kunderas "Fest der Bedeutungslosigkeit". Das Buch spielt in Paris und ist auch auf Französisch (La fête de l'insignifiance) leicht zu lesen.

Voilà!

... ich vergaß: Mich hat nun auch das Faszinosum Instagram gepackt. Meinen Micro-Blog für eine tägliche Dosis Paris findet ihr hier.



Samstag, 1. November 2014

ABENDBALLADE UND EIN BISSCHEN CLAUDE MONET


Ein paar Tage vergingen noch mit Besorgungen und Notwendigkeiten und dem Bestehen einer kleinen Herausforderung, die mich der Verwirklichung eines Herzensprojektes ein Stückchen näher bringt. 

Da ist sie nun, die Zeit nach dem Studium, das Zwischendasein, die Erleichterung und das Plänetüfteln.

Zeit für lange Runden allein durch die Viertel und für ein bisschen künstlerisches Flanieren. Da war diese schöne Impressionisten-Ausstellung im Musée du Luxembourg: Gemälde, in die der Blick eintaucht, wo er Farben und Stimmungen fischt, um sie zurück mitten in den eigenen Gemütsspeicher zu betten. Irgendwie hat mich besonders Monet gefesselt, obwohl man ihn doch schon hier und da zu genüge gesehen hat. Es waren gerade nicht die Seerosen noch die Kathedrale von Rouen, die ausgestellt waren.

C. Monet: Méditation (Madame Monet au canapé)
C. Monet: Le jardin de l'artiste

C. Monet: Liseuse


Der Abend fällt nun früh über die Stadt, oft in einem warmen rötlichen Farbenspiel, das alles Unruhige merkwürdig beruhigt. Es ist die Tage noch so mild, dass man ohne Jacke auf einer Caféterrasse sitzen kann. Herbst ist bestimmt meine liebste Zeit in Paris.


C. Monet: Effet d'automne à Argenteuil









[... und mir kommen ein paar Zeilen aus E.E. Cummings Paris-Gedichten in den Sinn, die man nicht verstehen muss, und dann doch etwas versteht vom Wind der vor 100 Jahren in der Stadt wehte. Ich glaube, ich bin gerade etwas besessen von Texten, die irgendwann in irgendeiner Pariser Dachkammer geschrieben worden sind]


« Ici ? » – « Ah non, mon chéri ; il fait trop froid » –
they are gone : along these gardens moves a wind bringing 
rain and leaves, filling the air with fear
and sweetness ... pauses. (Halfwhispering ...halfsinging
stirs the always smiling cheveaux de bois)




Montag, 29. September 2014

MINUIT à PARIS – KLEINER NACHTSPAZIERGANG

Paris wird zur Stadt der Lichter, wenn es dunkelt. Noch sind die Abende ganz lau.
Zur Apéritif-Zeit steige ich aus der Métro und geh an all den Terrassen vorbei, wo, eng beieinander, Menschen reden, Gläser klirren, Zigaretten glühen. Wo auch ich ab und zu sitze, denn in Paris verabredet man sich besser draußen, wo das Ambiente schwirrt, als in unseren winzigen Wohnungen, wo das Sofa meist gleichzeitig das Bett ist.
Das Wesen der Pariser Straßen wandelt sich bei Nacht. Nichts Schöneres, als jetzt gemächlich unterwegs zu sein.

La Rotonde

La Rotonde ist ein legendäres Café-Restaurant an der Schnittstelle vom Boulevard Montparnasse/ Boulevard Raspail. Simone de Beauvoir wuchs just in der Wohnung über dem Café auf [sehenswert übrigens der Spielfilm über De Beauvoirs und Sartres besondere Liebesbeziehung : in voller Länge hier].
Unzählige Künstler und Schriftsteller (Picasso, Modigliani, Cocteau, Hemingway ...) gingen hier einst ein und aus, verweilten stundenlang bei einem Café für 10 centimes. La Bohème!
Könnte man die Zeit einmal um 100 Jahre zurückdrehen ...

Le Dôme
Ebenso berühmt wie La Rotonde ist das Fisch-Restaurant Le Dôme. Bis spät in den Abend hinein kann man am Verkaufstand frische Austern, Langusten und Garnelen erstehen. Durch die Scheiben des Café-Bereiches habe ich neulich den Schriftsteller Eric-Emmanuel Schmitt erspäht. Auch manchem französischem Schauspieler habe ich in diesem Viertel (zwischen 6. und 14. Arrondissement) schon mit leuchtenden Augen hintergeschaut.


In manchen Pariser Ecken wird es abends doch auch einmal ruhig ...


Schaufenster werden doch eigentlich interessanter, wenn die Boutiquen geschlossen sind (und die Puppen so merkwürdig bleich aussehen).

Mitternachts-Paris, Lichter-Paris, Geschichten-Paris ... all das mag ich so, all das lässt sich nicht erschöpfen.

Mittwoch, 24. September 2014

WENN IN PARIS DER HERBST EINZIEHT


der park altert
im milchigen septemberlicht
 
den wegen fallen die
verbrannten schuppen
auf die schultern

unter unsern sohlen
knacken die abende kurz auf

auf angewinkelten armen
lehnt der herbst
am sims der stadt

(© Lyra – Herbst in Paris)

Wie konnte ich nur über das lange Jahr, über Sommersehnsüchte und weiße Nächte, vergessen, wie schön der Herbst ist? Herbst, der eigentliche Seelenmonat.
Hymne an das Leben, im Vergehen begriffen.
Jedes Jahr eine Erinnerung an die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit aller Dinge, aber keine schmerzhafte, eine versöhnliche.
Melancholie ist kein Abgrund, sondern, wie Victor Hugo sagt, das Vergnügen traurig zu sein.



In Paris erlebt man den Wechsel der Jahreszeiten am intensivsten in den Parks. Heute war ich vormittags mit meinem "Mittwochskind" im Jardin des Plantes unterwegs (kastaniensuchend, bäumeschauend). Gegen Abend lief ich dann noch allein durch den Jardin du Luxembourg. Daher wohl mein heutiges Aufgeladensein von warmen Farben und holzigen Herbstgerüchen.


Und nun gehe ich, ganz ohne Sommerbedauern, in diese raschelnde, rauschende, rieselnde Zeit hinein ...

[ Einen wunderbaren Soundtrack für den Herbst habe ich hiermit auch schon gefunden.]

 
Habt einen wunderbaren Herbst!
Alle Fotos: In und um den Jardin du Luxembourg

















Montag, 18. August 2014

PARIS, SO STILL!

Liebes Paris, was bist du still in deinen Gassen an einem Sonntag im August!

Dass wir sonntags spazieren gehen, das muss mir F. immer schon vorher versprechen.
Raus aus den Alltagsstraßen im Viertel, das man bald wie seine Westentasche kennt. An die Seine, über plätschernde Plätze, durch Tauben und durch Einbahnstraßen, durch die heute kein Auto fährt.

Am Wegrand sammle ich Bilder ein, während F. mir vorausgeht ... Warte!

 Seltsam, die Straßen so leer zu sehen! Man fühlt sich beinah wie Zurückgebliebene. Ganz Paris scheint an bretonischen Stränden zu sitzen. Ob es heute Abend wieder Regen gibt?


 
unvorbereitet wie immer
stehen wir vor dem Laden
"Hier pour demain" in Paris
der Abschied nimmt kein Ende
Müllmänner gehen an uns vorbei
und flüstern, nur noch sie
wüssten, was gestern heisst

 – Sabina Naef


 An der gewaltigen Kirche Saint-Sulpice ... wo jemand im stillen Schatten sitzt und liest.



An der Seine – Quai Solferino

Wieder kann ich meine Augen nicht von den Schaufenstern lassen... so schönes Schuhwerk! Pour les dames, pour les messieurs ... Und auch wenn ich mir kein Paar leisten könnte, inspirieren sie mich (oder ist es vielmehr die Dekoration?).


 Ich glaube, es war in der Rue des Canettes, 6. Arrondissement.

Paris, was bist du still und großzügig an einem Sonntag im August...


Dienstag, 15. Juli 2014

EIN LANGER VIERZEHNTER JULI

Das ist der Tag, an dem Frankreich feiert. Sich an die Revolution erinnert, den Sturm auf die Bastille, die bald darauf ausgerufene Erste République. Es ist ein Tag, an dem ich morgens von Fliegergeräuschen aufwache und von Weitem die pathetische Musik der Paraden hereinweht. Diese feierlichen Aufmärsche auf den Champs Elysées kann man finden, wie man möchte ... dass es einen Feiertag mitten im Juli gibt, ist zumindest nicht unangenehm.

F. und ich machen uns feiertäglich auf einen langen Spaziergang, wie wir es schon so oft gemacht haben. Einfach losgehen, erzählen, beobachten, bekannte und unbekannte Straßen nehmen, weiter, immer weiter. Wir gehen unser 6.Arrondissement hinunter bis zur Seine, an der wir bis zum Jardin des Plantes entlangschlendern. Am Wasser sitzen und picknicken Menschen – endlich wieder Sommergefühle ... die manche sogar zu spontanen Tänzen inspirieren.  


Unser Spaziergang geht noch lange weiter und am Ende kommen wir wieder im Jardin de Luxembourg an, wo ich meine Beine ausruhen kann.
Ich frage mich, ob es überhaupt einen anderen Weg gibt, so eine Stadt wie Paris halbwegs zu begreifen, zu fassen, als häufig lang, lang zu gehen, mit offenem Blick einzusaugen und gleichzeitig halbträumend Gedankensprünge zwischen Erinnerungen und Assoziationen zu machen.

Abends fahren wir zu Konzert und Feuerwerk zum Eiffelturm, wo schon Tausende das Champs de Mars füllen und Anna Netrebko auf der Bühne steht. Im Abendrot scheint die Luft zu vibrieren: die Musik, die Sommerwärme, die überwältigende Menschenmasse ...


Bis sich diese Energie im Feuerwerk entlädt und sich die Lichter in den Augen der Menschen spiegeln. F. steht hinter mir und meine Beine sind so erschöpft vom Tag. Merci la France, für diesen schönen Feiertag. Auch ich spüre da nachts vor dem Eiffelturm, wieviel mich mittlerweile mit diesem Land verbindet. Bald sieben Jahre her, dass ich für ein Jahr kam und dann eine längere Geschichte daraus wurde. Die erzähle ich ein andermal ...
 

Freitag, 4. Juli 2014

PARIS 1900 ... LA BELLE EPOQUE

Schon seit Wochen blinzelte mich dieses Plakat einer großen Ausstellung über das Paris von 1900 im Petit Palais an, wenn ich durch Metrogänge schlenderte. Und schon allein dieses Plakat brachte mich zum Tagträumen ... das Paris der frühen Kabaretts, der feinen Damen mit Hut und Sonnenschirm. Das Paris von Marcel Proust, das der ersten Metros, der ersten Filme, der Kunst- und Literatursalons. Eine Welt im Glauben an Fortschritt, vor den Weltkriegen, vor der Entzauberung des 20. Jahrhunderts.

Diese Woche habe ich mich dann endlich tatsächlich in den Bus gesetzt, um die Seine zu überqueren und zum Petit Palais (der wie der Grand Palais im Jahr 1900 zur Pariser Weltausstellung konstruiert wurde) zur Ausstellung "Paris 1900" zu fahren. Da weder F. noch eine Freundin zur Hand waren, ging es, was ich mitunter auch sehr gern habe, alleine los.


Und es war einer meiner schönsten kulturellen Ausflüge der letzten Monate. Keiner, der anstrengt und einen durch endlose Museumsauslagen treibt. Sondern einer, der inspiriert, den Geist öffnet, hält, was er auf den Plakaten verspricht.

Einmal die Zeit zurückdrehen und in jenem Paris flanieren gehen, wo sich Arm und Reich in Cafés und Kabaretts amüsierten, wo Rilke auf Rodin traf, wo die Damen in den Korsetts keuchten, die Coco Chanel ein paar Jahre später für immer auftrennen sollte ...





Der kleine Palast ist übrigens schon an sich eines Besuches wert. Pompöse Deckengewölbe, glänzende Mosaik- und Marmorböden und eine grüne Oase im Innenhof mit Café. Die Dauerausstellung ist noch dazu gratis. Dazu komme ich aber ein anderes Mal wieder. Und dann am liebsten mit Begleitung, um die Werke ausführlichst (und weniger als halbwissend) kommentieren zu können!




Dienstag, 1. Juli 2014

MENSCHEN IN PARIS II

Menschen in der Stadt, en masse, jeden Tag, jede Minute, an jeder Kreuzung, jedem Boulevard.
In so viele Gesichter geschaut, über ihre Geschichten gerätselt. Hier sind wieder ein paar der Protagonisten meiner Beobachtungen. Jeder ein Puzzleteil aus dem Mosaik des Stadtlebens.
Und zu Teil I geht es hier.

Ist der Schuh zu eng oder der Reißverschluss aufgegangen? 
Ich hatte gerade erst meine Kamera erstanden und mich auf erste Knips-Touren begeben.
Im Jardin de Luxembourg, es nieselte und ich war ganz fasziniert davon, die vereinzelten Spaziergänger eilig festzuhalten. 

Um dann einem gelb durch die Dämmerung leuchtenden Regenschirm nachzuspüren ...

An der Place Saint Sulpice. Ein Mann mit Aktentasche, ganz schwarz gegen die verschwommenen Lichter nach dem Regen.
 Ich stehe mit meinem Besuch Schlange vor dem Eigang zu Notre Dame. Dieser Magier zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Man schaut hin, erst verdrossen, schließlich wird man in Paris, wie in allen Metropolen, an jeder Ecke von irgendjemandem beansprucht. Dann bin ich doch gebannt: Die Kugel scheint schwerlos zu schweben, der Magier umwirbt sie mit zärtlichen Händen. Das Glas, in dem sich Menschen und Kathedale in Miniatur spiegeln, gleitet ihm über Arme und Rücken. Wir vergessen gar, in der Schlange nachzurücken ...


Und zuletzt ein Pärchen. Eins von tausenden, die, zu Besuch oder in Paris lebend, täglich Hand in Hand durch die Straßen schlendern.