Nun! Der Wind dreht sich, Jahreszeiten wechseln einander ab, die Uhr wird zurückgestellt. Unsere brasilianischen Nachbarn gehen nach einem Pariser Jahr zurück in ihr Land. F. tritt eine neue Arbeit an. Der Park schließt plötzlich ganz früh. Die Abende sind auf einmal wieder dunkel. Viel verändert sich. Und auch bei mir: Meine Masterarbeit habe ich vor fünf Tagen aus der Hand gegeben. Hinter mir liegt die letzte Prüfung dieser fünfeinhalb Jahre Studium. Die Tage vor der Abgabe waren zwar konzentriert, aber nicht stressig. Es hat sich ausgezahlt, früh angefangen zu haben, schon lang vor der vorgegebenen Bearbeitungszeit. Nur so hat es funktioniert, gleichzeitig zur der Abschlussarbeit jobben zu können, Paris zu genießen, Wochenenden mit F. zu verbringen, zwischendurch mal eine Woche wegzufahren. Auf diese Art ist die Arbeit kein Crashkurs geworden, sondern ein monatelanger lehrreicher Weg: Manchmal mühsam, manchmal begeisternd, in jedem Fall impulsgebend (wer einen Blick auf die Thematik werfen möchte, der klicke hier).
Nun? Langsam räume ich mich innerlich und äußerlich auf. Am Wochenende habe ich kiloweise Papier, Kopien und Mitschriften aus meinen Studienjahren sortiert und aussortiert. Die Bücher stehen wieder in den Bibliotheken. Der Laptop bleibt (wann gab es das das letzte Mal?!) tageweise ausgeschaltet. Langsam blättert diese nun "alte" Zeit von mir ab. Ich bin auch ein wenig wehmütig. Möchte noch weiter lernen, erfahren, probieren.
Die Woche beginnt ganz hell und golden, schöne Ouverture für einen neuen Abschnitt. Ich nehme sie mir zum Spazieren, für diese und jene Ausstellung, zum Ausatmen und zum Lesen.
Die Franzosen freuen sich über ihren literarischen Nobelpreisträger Patrick Modiano und ich freue mich über seinen Roman in meiner Tasche: Dans le café de la jeunesse perdue / Im Café der verlorenen Jugend. Sich mit Geschichten Anderer zu füllen, tut gerade gut. Wie spielt das Leben, wie verlaufen die Wege, was verändert die Menschen? Auch Lieder erzählen Geschichten, ihr Klang macht leicht, wie dieser.
[Immer immer wieder im Jardin du Luxembourg] |
« Der Herbst ist für mich nie eine traurige Jahreszeit gewesen. Der Blätterfall und die kürzer werdenden Tage haben mir nie das Gefühl gegeben, dass etwas zu Ende geht, vielmehr dass etwas Zukünftiges zu erwarten ist. Die Luft ist elektrisch aufgeladen in Paris, an Oktoberabenden, wenn die Nacht hereinbricht. Selbst wenn es regnet. Ich bin nicht trübsinnig zu jener Stunde, noch habe ich das Gefühl, die Zeit laufe davon. Mir scheint, dass alles möglich ist. Das Jahr beginnt im Oktober. »
– Passage (frei übersetzt) aus Patrick Modiano: Dans le café de la jeunesse perdue
Sodenn, ein neues Jahr beginnt!